Tokyo 2020: Änderungen im olympischen Schießsport

Nächstes Jahr finden vom 24. Juli bis 9. August wieder die olympischen Sommerspiele statt. Für diese Veranstaltungsrunde hat sich Tokyo gegen seine Mitbewerber durchgesetzt und verspricht fast schon klischeegerecht, technologisch zukunftsweisende Akzente zu setzen. Laut des Hauptsponsors der olympischen Spiele sollen autonome elektronische Shuttles, genannt „e-Pallette“, eingesetzt werden.  Auch weitere zukunftsweisende Technologien, wie Wasserstoff-Antriebe, sollen vorgeführt werden.

Aber nicht nur in der Hinsicht dürften die kommenden Spiele interessant werden, Neuerungen gibt es nämlich auch im Hinblick auf die Spiele selbst. So dürfen sich die 10.500 Athleten der 200 teilnehmenden Nationen auf veränderte Regeln und geänderte Zulassungsbedingungen freuen – jedenfalls die weiblichen Bewerber. Um Geschlechtergerechtigkeit zu fördern, soll nämlich eine Quote an weiblichen Teilnehmern von 50% umgesetzt werden. Die 33 Sportarten und 50 Disziplinen werden teils entsprechend um so genannte Mixed Team Events erweitert. So zum Beispiel auch der Schießsport, der geschlechtergemischten Teams und Wettkämpfe bekommt. Stattfinden werden die Turniere an dem für den Standort Tokyo bereits etablierten Schießstand Asaka (Asaka Shooting Range), der anlässlich der Olympischen Sommerspiele 1964 erbaut wurde.

Mixed Gender Events im Schießsport

Wie werden sich diese Änderungen auf den Schießsport auswirken? Zulassungen weiblicher Sportschützinnen gab es bei den olympischen Spielen erstmals 1984 in Los Angeles. Im nächsten Jahr wird erstmals in jedem Schießsport Nationalteam sowohl eine weibliche als auch ein männlicher Schütze zusammen antreten. Die Einzelleistungen in den getrennt stattfindenden Qualifikationen werden addiert und als Teamleistung registriert. Geschlechtsabhängige Leistungsdifferenzen werden somit ausgeglichen und es entsteht ein gerechter Vergleichswert. Ansonsten gelten auch hier die gleichen Regeln, wie bei konventionellen Wettkämpfen des Schießsports.

Was die Disziplinen angeht, hat sich im Zuge der Maßnahmen zur Gewährleistung der Geschlechtergerechtigkeit auch etwas geändert. So wurden drei bisher nur für Männer vorgesehene Wettbewerbe gestrichen (Freie Pistole, 50m; Kleinkalibergewehr liegend, 50m; Doppeltrap). Ersetzt wurden Sie durch folgende Mixed Gender Events

  • Luftgewehr, 10m
  • Sportpistole (10m)
  • Tonschießen

Darüber hinaus wird es in den folgenden Wettkämpfen sowohl weibliche als auch männliche Kontrahenten geben. Hier handelt es sich nicht um gemischtgeschlechtliche Teams:

  • Gewehr 3 Positionen, 50m
  • Luftgewehr, 10m
  • Sportpistole, 10m
  • Tonschießen
  • Skeet

Zwei Wettbewerbe werden jeweils nur für Männer oder Frauen stattfinden:

  • Schnellschusspistole, 25m (Männer)
  • Pistole, 25m (Frauen)

Die Wettbewerbe im Detail

Nicht jeder kann sich etwas unter den oben genannten Disziplinen vorstellen, deswegen seien einige kurz exemplarisch erklärt.

Der Wettbewerb Gewehr in drei Positionen auf 50 m sieht vor, dass 40 Schüsse aus den drei Positionen kniend, liegend und stehend abgegeben werden. Als Zeitvorgabe gilt es, zwei Stunden und 45 Minuten einzuhalten. In der ersten Runde werden so die acht Finalisten bestimmt, die dann in einer weiteren, einstündigen Runde um die Medaillen kämpfen.

Entgegen des Eindrucks, der bei der Bezeichnung Schnellfeuerpistole aufkommen kann, wird der dazugehörige Wettbewerb auf 25 mr nicht mit einer automatischen Handfeuerwaffe ausgetragen. Jeder einzelne Schuss muss durch eine manuelle Betätigung des Abzuges abgegeben werden. Hier geht es neben der Zielgenauigkeit nämlich zusätzlich um die erzielbare Feuerrate, die der Schütze in den festgelegten Schussintervallen von vier, sechs und acht Sekunden erreichen kann.

Tonschießen hingegen dürfte vielen bereits relativ bekannt sein. Hier sind schnelle Reflexe und ein besonders gutes Urteilsvermögen gefragt. Die Tonziele werden hier in zufälliger Reihenfolge freigesetzt und müssen mit jeweils zwei Schüssen getroffen werden. Währenddessen bewegt sich der Schütze oder die Schützin zwischen fünf Schießständen, die in einer Reihe angeordnet sind.

Skeet ist mit diesem Wettbewerb verwandt, folgt aber eigenen Regeln. Hier gibt es ebenfalls Schießstände, in diesem Fall acht an der Zahl, zwischen denen sich die Sportler sich bewegen müssen. Die Ziele werden in unterschiedlichen Richtungen freigegeben. Das verlangt vom Schützen, dass er die Windrichtung und die Windstärke berücksichtigt und gekonnt ausgleicht. Auch die Lichtverhältnisse ändern sich von Ziel zu Ziel und der Schütze kann im Gegensatz zum Tonschießen pro Ziel nur einen Schuss abgeben. Hier sind höchste Präzision, ein tadelloses Reaktionsvermögen und Zielsicherheit gefragt.

Schießsport – beliebte und traditionelle Disziplin

Obwohl Schießsport gelegentlich als Altherrendisziplin wahrgenommen wird, ist die olympische Disziplin sehr beliebt und zieht jedes Jahr zahlreiche Zuschauer an. Die Spannung entsteht hier weniger aufgrund der mentalen Höchstleistungen und Körperkontrolle, die die Schützen und Schützinnen aufbringen müssen. Jeder einzelne Schuss kann hier bereits zu teils dramatischen Änderungen der Ranglisten führen. Die aufgebaute Spannung vor jedem einzelnen Schuss ist groß und sorgt für ein kurzweiliges Turnier.

Kritische Stimmen zu Änderungen im Schießsport

Der Ansatz, für mehr Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern zu sorgen, stößt aber nicht nur auf Zuspruch. Kritisiert wird nicht der Anspruch, sondern die tatsächliche Umsetzung, mit der Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern in den Sportarten geschaffen werden soll. Kritiker sprechen von einer neuen Ungerechtigkeit, die durch die scharfe Trennung der Teilnehmer in gleich große Lager eingeführt wird. So geben sie zu bedenken, dass sich auch die Bewerberzahlen bzw. lizenzierten Sportler für die betroffenen Disziplinen nicht in gleichgroße Lager von Frauen und Männern aufteilen häufig gibt es einen Überhang eines bestimmten Geschlechts. Das bedeutet, dass man sich in der aktuellen Regelung an einem Idealwert der allgemeinen Bevölkerung orientiert hat und, dass gerade jene Sportler des unterrepräsentierten Geschlechts bevorzugt werden.

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